Petri , das Grasmännchen

 

Ein Tag am See

 

An diesem Morgen, als der kleine Grasmann erwachte, erwartete ihn beim Anblick aus dem Fenster noch eine graue Welt.

Die langen grünen Farne seines Hausdaches hatten schimmernde Perlen angesetzt, in denen er winzige Regenbogen erkennen konnte.

Die ganze Natur war in einen feuchten Nebel verpackt und ließ die Welt still und unwirklich erscheinen.

Mit ausgedehntem Gähnen und Strecken begrüßte der winzige Mann lächelnd den neuen Tag.

Eifrig machte er sich daran, zwei der schillernden Perlen von einem Grashalm in sein schon etwas ausgebeultes Töpfchen zu schieben.

Petri stellte es auf`s Feuer und wartete bis es kochte. Auf dem Tischchen daneben lagen schlafende Gänseblümchen und schon leicht vertrocknete Butterblumenblüten, die er bereits gestern Abend geerntet und für heute früh so zurecht gelegt hatte.

Nun hatte sich der Nebel auch in seinem Häuschen breit gemacht.

Er nahm das dampfende Wasser vom Herd und überbrühte einige Blüten damit.

Wind kam auf und er konnte hören, wie der See seine Wellen an Land trieb und wie sie sich schäumend am Ufer brachen. Das war ein lustiges Lied. Der kleine Grasmann liebte dieses Spiel.

Neugierig lugte er aus seinem Häuschen, um zu sehen, ob wohl schon wieder die bunten Herbstblätter-Schiffchen auf dem Wasser fuhren.

Hei-hussa Hurra! Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesichtchen aus, als er sie erblickte. Petri hüpfte aus dem Haus und mit einem geschickten Sprung erklomm er eins der Schiffchen.

Wie er so auf dem Wasser trieb und dem Glucksen lauschte, erwachte langsam immer mehr der neue Tag. Noch zaghaft schoben sich die ersten Sonnenstrahlen durch den grauen Himmel und überall brummte und summte es um ihn herum.

Eine zarte Fliege verirrte sich zu ihm auf `s Blatt, putzte emsig ihre Flügel und wünschte Petri zum Abschied einen schönen Tag.

Bald war die Luft so klar und lichterfüllt, dass Petri vom Wasser aus wieder alles ganz deutlich erkennen konnte. Da stand sein Grashaus. Ein großer Büschel von langen, grünen Farnen, inmitten des steinigen Ufers des Sees.

Da waren die riesigen Bäume, in denen seine lieben Vogelfreunde wohnten und da war die saftige Wiese mit all ihren leuchtend, bunten Blumenköpfchen. Fast wäre er erschrocken, so versunken in Gedanken wie er war, als er plötzlich ein ihm bekanntes Stimmchen hörte. Mina, seine Vogelfreundin zwitscherte ihm ein freudiges Guten Morgen entgegen.

Petri winkte ihr strahlend zu. Der Vogel kam immer näher heran und als er ganz dicht am Blätterschiffchen war, sprang Petri einfach hinüber und los ging `s. Immer höher flogen sie hinauf.

Immer kleiner wurde die Welt unter ihnen...